Heute sollte es das erste Mal zum
MTB-Marathon nach Bullau im Odenwald gehen. Zwar hatte ich im Vorfeld schon
viel von Bullau gehört, konnte mir jedoch kein richtiges Bild über die Strecke
und dem Höhenprofil machen.
Mein Freund Patrick ist vor
kurzem wieder in den aktiven Radsport eingestiegen. Die Bullau-Bike sollte somit
sein erstes Rennen in diesem Jahr werden. So schob ich mir das Rennen noch in
meinen eigentlichen Rennplan mit ein.
Da ich seit der Keiler-Bike kein
intensives Training mehr hatte, war mir eigentlich vor dem Start schon klar,
dass die Mittelstrecke mit 47km nicht unbedingt die beste Wahl war. Das ich
mich besser für die Kurzstrecke entschieden hätte, wurde bereits nach den
ersten Kilometern klar.
Pünktlich und fast zeitgleich
trafen Patrick und ich auf dem Parkplatz ein. Nachdem wir unsere Startunterlagen
geordert hatten, gönnte ich mir noch ein kleines Frühstück. Was hierbei schon
aufgefallen war, war das die Bullau-Bike gar nicht so viele Starter gewinnen
konnte. Und das, obwohl sie eine Etappe
von der Rossbacher-Bikechallenge ist.
So ging es pünktlich um 9:00Uhr
an den Start. 9:15Uhr fiel der Startschuss. Die kleine Meute mit rund 200
Teilnehmer begann sich in Bewegung zu setzen. Zunächst führte eine Einführungsrunde
durch den kleinen Ort. Die Strecke führte von der Hauptstrasse in ein Feldweg,
danach weiter in eine Wiese. Wieder vorbei an dem Startbereich und für wenige
hundert Meter steil bergab. Jetzt kam der erste Anstieg! Ich schaute mich nach
einer Kehre um, jedoch war von Patrick nichts mehr zu sehen.
Ich versuchte mir wieder, ähnlich
wie bei der Keiler-Bike, die Kraft einzuteilen und am Anfang des Rennens zu
sparen. Jedoch merkte ich schnell, dass dieser nicht unbedingt mein großer
Renntag sein sollte.
Ich radelte den Anstieg hinauf,
die Strecke kreuzte eine Landstraße und führte kurze Zeit später in den ersten
Single-Trail. So wechselte sich die Strecke ab. Ein Stück Wiese, ein Stück
Forstautobahn, zwischendrin immer wieder schöne und wurzelreiche Trails.
Ich konnte zunächst die Position
im ersten Drittel ganz gut halten. Wie von den zahlreichen Rennen gewohnt, wird
man mal überholt, kurze Zeit später holt man wieder den einen oder anderen
Startplatz auf.
Was bei diesem Rennen anders als
bei den meisten anderen war, es gab so gut wie keinen Abschnitt, der sich mal
über mehrere hundert Meter eben durch die Strecke zog. Entweder es ging teils
knackig bergauf, oder eben schnell abwärts.
Nach einigen Kilometern ging es
wieder an dem Startbereich vorbei. Durch einen schmalen Pfad hinter dem
Sportplatz auf einen weiteren Trail. Dann folgte eine steile Abfahrt, ebenfalls
auf einem Trail. Zuvor konnte ich mir
zwei Plätze ergattern. Also schaltete ich wieder mal mein Hirn ab und knallte
diesen schmalen Single-Trail runter. Zu steil und holprig war es, der Hintern
musste weit hinter dem Sattel, es blieb keine Chance um nachzusehen wie viel
Abstand man gewinnen konnte.
Unten angekommen, machte die
Strecke wieder eine Kehre. Der Verlauf lies schon erahnen das jetzt wieder den
kompletten Berg nach oben geht. Mehr noch! Es sollte höher hinaus gehen als man
abgestiegen war.
Jedenfalls kam ich aus dem Trail,
bog um die enge kurve und trat zweimal kräftig in die Pedale… schon die
Geräusche und das Gefühl erst ins leere zu treten und dann der knirschende
größer werdende Widerstand zeigten, dass mir die Kette auf dem ruppigen Trail
vom großen Kettenblatt gesprungen war.
Durch die zwei kräftigen
Umdrehungen hatte sich die Kette natürlich schön zwischen den Pedalarm und dem
Kettenblatt gezogen. Mit aller Gewalt und mit Gegendruck von meinem Fuß konnte
ich die Kette wieder frei bekommen. Die Finger voller Kettenöl und sonstigen
Dreck, checkte ich kurz die Technik und warf mich wieder in den Sattel. Zu der
mangelnden Kondition war das Rennen jetzt auch mental gelaufen.
Es sollte nicht mehr lange
dauern, dann kam ein steiler Anstieg, der mit einem Wildschwein und dem kurzem
knappen Hinweis “beisse“ angekündigt wurde. Nach kurzem quälen stieg ich
freiwillig vom Rad. Machte Platz für die nachfolgenden und schob mein Bike
diese Etappe nach oben. Wobei ich manchmal nicht weiß, und mich immer wieder
frage, was kraftraubender ist. Schieben, oder einfach auf dem Bike bleiben.
Jedenfalls fühlten sich meine Oberschenkeln an, als wollte jeder einzelne
Muskel platzen.
So blickte ich immer wieder auf
meinen Tacho. Die Zahlen der Kilometeranzeige wechselten in Zeitlupentempo, die
Beine schrien förmlich nach Pause. Immer wieder schaute ich auf die Kette ob
sie mich nicht doch noch erlöst und nach dem Crash einfach reist…
Ich setzte mir den Gedanken in
den Kopf bewusst noch etwas langsamer zu fahren. Mir Kraft zu sparen und bei
den letzten 5 Kilometer noch mal die Vordermänner anzugreifen. Ein gelbes, ein
rotes und ein blau/weißes Trikot blieben komischerweise immer in meiner
Sichtweite. Ging es denen genauso wie mir?
So hielt ich mich größtenteils an
meinen Plan, immer wenn der Abstand zu den Dreien größer wurde zog ich wieder
ein wenig an. Hatte ich wieder einen Abstand erreicht den ich eventuell noch
bei einem Sprint aufholen konnte, machte ich wieder ein wenig lockerer. Jetzt
ging es wieder in einen wurzelreichen Trail, der sich bergauf durch den Wald
schlängelte. Hier konnte ich wieder an Land gewinnen. Nach kurzer Zeit waren
wir eine Vierer-Gruppe.
Da der Trail auf den ersten
Kilometern schon einmal befahren wurde, war der restliche Verlauf der Strecke
bekannt. Jetzt konnte ich noch Mal angreifen! Als erstes wollte ich mir meinen
Vordermann schnappen. Ebenfalls mit einem 29er von Focus unterwegs. Ich konnte ihn
überholen, auf einem Stück Asphalt, leicht abschüssig. Dann kam eine scharfe
Kurve… und wieder machte das große abgenutzte Kettenblatt Probleme, die Kette
wollte einfach nicht auf das kleinere
Kettenblatt springen. Ich wurde wieder überholt!
Die zwei Vorderen waren
mittlerweile ohnehin in einem Abstand den ich nicht mehr aufholen konnte. Aber
diesen einen Platz, diesen Typen wollte ich noch einmal das Leben schwer
machen! Jetzt kam doch noch der volle Ehrgeiz zum Vorschein!
Auch wenn ich das Gefühl hatte
das meine Oberschenkel gleich explodieren, diesen einen Platz wollte ich nicht
einfach so verschenken. Jetzt ging es wieder nach Bullau rein, eine 90°Kurve
mit einem kurzem steilen Anstieg über 10-15 Meter und ich hing ihm wieder am
Hinterrad. Jetzt blieb mir nur noch eine Chance, das Stück Wiesenweg nach der
Einführungsrunde war auch das Ende der Strecke. Vielleicht zweihundert Meter
blieben mir noch um aufzuholen. Eine Linkskurve, nach zwanzig Meter eine
leichte Rechtskurve und über eine Asphaltierte Strasse in die nächste Wiese,
ich hatte Ihn.... noch weitere Zwanzig Meter und ich war im Ziel! Auf den
letzten Metern abgeledert!
Enttäuschend… Platz 36 und dazu schwarze Finger!
Patrick wollte auch nicht lange
auf sich warten lassen, ungefähr 15 Minuten später rollte er über die
Ziellinie. Für den neuen Einstieg in das Renngeschehen eine Lobenswerte
Leistung!
Nach einer kurzen Stärkung
trennten sich wieder unsere Wege. Unser nächster Plan!?
3 Std-MTB-Rennen in Mücke!
Ich freu mich drauf!